Kreisgruppe Höxter
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Heimische Wildblumen: Märzenbecher

04. März 2022 | BUND, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz, Schmetterlinge, Wälder, Wildbienen

Derzeit blühen Märzenbecher in Laub- und Auwäldern entlang der Bäche und Flüsse.

Märzenbecher Märzenbecher am Ufer der Werre  (Karlheinz Meier)

Der Märzenbecher (Leucojum vernum), auch Frühlings-Knotenblume oder Großes Schneeglöckchen genannt, gehört zur Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidacea). Er ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 - 30 cm erreicht. Die Art bildet unterirdische, ca. 2 cm dicke Zwiebeln als Überdauerungsorgane. Sie werden vom scheidenförmigen Blattgrund gebildet und liegen ca. 30 cm tief im Erdreich. Bereits im Frühsommer werden die Laubblätter wieder eingezogen - der Märzenbecher gehört daher zu den vorsommergrünen Pflanzen.

Die Blütezeit erstreckt sich gewöhnlich von März bis April. An günstigen Standorten können jedoch bereits im Februar die auffälligen Blüten ausgebildet werden. Die Blüten hängen meist einzeln, selten zu zweit, nickend am Blütenstandsschaft. Die duftenden, zwittrigen Blüten sind glockenförmig und dreizählig. Die sechs weißgefärbten Blütenhüllblätter sind fast gleich lang und weisen an den stumpf-zipfelig auslaufenden und verdickten Blütenblattspitzen eine gelbgrüne, fleckenartige Färbung auf. Es sind sechs freie Staublätter mit orangefarbenen Staubbeuteln vorhanden. Der Griffel ist keulenförmig. Die birnenförmige, fleischige, fachspaltige Kapselfruch enthält schwarze, kugelige Samen.

Beim Märzenbecher handelt es sich um einen Zwiebel-Geophyten. Die Nektarabsonderung bei Leucojum vernum ist gering. Jedoch besitzt die Pflanze dünnwandige, saftreiche Diskuszellen, die von diversen Insekten angebohrt werden können. Hauptbestäuber sind Wildbienen und Tagfalter, die vor allem vom veilchenartigen Blütenduft angelockt werden, der an den Saftmalen besonders intensiv ausgeprägt ist. Der befruchtete Fruchtknoten senkt sich nach der Anthese langsam zum Boden ab. Ausgebreitet wird der Märzenbecher durch Tiere, die die Frucht, eine birnenförmige und fleischige fachspaltige Kapselfrucht, fressen und den schwarzen kugeligen Samen wieder ausscheiden.

Der Märzenbecher ist eine submediterran-subatlantische Pflanzenart der Laub- und Auenwälder. Die Nordgrenze der natürlichen Verbreitung in Deutschland entspricht etwa der Linie Hannover - Wittenberg - Cottbus, weiter nördlich gelegene Vorkommen beruhen auf Verwilderung. Leucojum vernum wächst in Gruppen, bildet jedoch nur selten größere Bestände und bevorzugt feuchte, nährstoffreiche, mäßig saure Ton- und Lehmböden, die als Humusform in der Regel auch Mull aufweisen. Auf solchen Standorten stocken natürlicherweise Linden-Bergahornwälder (Tilio-Acerion) oder Hartholz-Auwälder (Alno-Ulmion). Auch in der anthropogen bedingten Folgegesellschaft der letzteren - den nährstoffreichen Nasswiesen (Calthion) - kann man den Märzenbecher finden. Die Art ist ein Feuchtigkeitsanzeiger und besiedelt Standorte bis in Höhen von 1600 m.

Der Märzenbecher ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und nach der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Als ursächlich für die Gefährdung sind in erster Linie Eingriffe in den Lebensraum der Pflanze zu sehen, wie beispielsweise die Umwandlung naturnaher Wälder oder Entwässerung und Wiederaufforstung von Moorflächen.

Mehr Informationen: Vorfrühlingswanderung entlang der Werre.

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