Umweltbewusst online einkaufen
In Zeiten der Corona-Pandemie kaufen die Deutschen mehr als je zuvor online ein. Im Netz zu shoppen ist dabei jedoch nur scheinbar ein rein virtuelles Vergnügen. Denn der unsichtbare Umweltballast ist sehr real - und wohl kaum geringer als beim Einkauf im Geschäft. Wie die Ökobilanz im Internet ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Die meisten können Sie selbst beeinflussen.
Leben Sie zum Beispiel im Ballungsraum? Nutzen Sie statt Google die Suchmaschine Exosia? Bündeln Sie Ihre Einkäufe, recyceln Sie Versandkartons und archivieren Sie Online-Rechnungen digital? Dann ist Ihre Ökobilanz beim Online-Shopping vermutlich relativ günstig. Günstiger jedenfalls als die der Nachbar*innen, die regelmäßig wegen jeder Kleinigkeit mit dem Auto ins nächste Einkaufszentrum fahren.
Entscheidend: die Wahl der Verkehrsmittel
Ist Einkaufen via Internet eher gut oder schlecht für die Umwelt? Online-Händler verweisen gern auf Studien, die dem Online-Shopping klare Umweltvorteile im Vergleich mit dem herkömmlichen Einkaufen bescheinigen.
Doch sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten, denn die eigene Ökobilanz beim Einkaufen hängt stark von der Wahl des Verkehrsmittels und vom Einkaufsverhalten ab. Viele Studien vergleichen die Online-Bestellung mit der Einkaufsfahrt per Auto. Und tatsächlich: Hier schneidet der Online-Handel oft besser ab. Anders sieht es schon aus, wenn man Bus oder Bahn nutzt. Wird der Einkauf zu Fuß oder mit dem Rad erledigt, hängt der Einkauf in der realen Welt den Online-Einkauf in Sachen Umweltfreundlichkeit locker ab.
Entscheidend ist ferner, ob Sie auch für einzelne Besorgungen mit dem Auto in die Stadt fahren oder Ihre Einkäufe bündeln. Je nachdem fällt die Ökobilanz im Vergleich zum Online-Einkauf ganz unterschiedlich aus.
Es ist also schwierig, pauschale Aussagen zu treffen. Zu viele schwer fassbare Faktoren prägen den ökologischen Fußabdruck des Online-Shoppings: vom eigenen Mobilitäts- und Einkaufsverhalten über die Umweltambitionen von Händlern und Paketdiensten bis zur Einwohnerdichte und der Online-Kauflaune in der Nachbarschaft. Eines aber ist sicher: Der lokale Einzelhandel freut sich, wenn Sie vor Ort einkaufen, und hat auch nur so eine Zukunft.
Lieferexzesse vermeiden
Was aber können Sie bei einer Online-Bestellung beachten, um die Umwelt möglichst wenig zu belasten? Auch hier sollten Sie Ihre Einkäufe umsichtig planen und bündeln. Wer im digitalen Basar impulsiv herumklickt, vervielfacht oft die Umweltbelastung. Nicht nur in Form heiß laufender Serverfarmen, sondern vor allem durch viele vermeidbare Einzelbestellungen - mit drastisch erhöhtem Materialverbrauch und Schadstoffausstoß für Verpackung und Lieferung.
Gleiches gilt für unbedachte oder gar vorsätzlich verursachte Retouren. Im Online-Handel gehen bei Kleidungskäufen rund 40 Prozent aller Bestellungen ungetragen zurück! In allen anderen Kategorien sind es rund 25 Prozent. Wenn Sie also an Qualität oder Passform der neuen Sonnenbrille oder Bluse zweifeln, dann kaufen Sie lieber im Laden. Zum Vergleich: Der stationäre Handel hat eine Rücklaufquote von nur acht Prozent.
Fragwürdig ist auch die Praxis, reale Läden zwecks Preisvergleich und Warentest abzuklappern - um anschließend billig im Internet zu ordern. Das schadet der Umwelt doppelt: Erst durch Ihre Leerfahrten, dann durch überflüssige Verpackung und Lieferung. Unfair gegenüber den Ladenbetreiber*innen ist es obendrein.
Unnötige Fahrten vermeiden
Deutlich aufbessern können Sie die Ökobilanz der Lieferkette durch Eigenleistung. So sind vergebliche Zustellversuche ganz wesentlich für die negative Umweltbilanz von Online-Bestellungen. Der Paketdienstleister muss erneut anfahren - und letztlich landet das Paket doch in der Filiale, wo Sie es abholen müssen. Diese unnötigen Fahrten lassen sich vermeiden.
Die Paketdienstleister bieten bereits im Vorfeld die Selbstabholung an: Das Paket wird also direkt zu einer Abholstation gebracht. Sinnvoll ist das, wenn Sie diese zu Fuß/per Fahrrad erreichen oder ohnehin dort vorbeikommen.
Das Verfahren ist je nach Dienstleister etwas unterschiedlich. Viele Online-Shops bieten die Wahl, nach Hause oder an eine Station zu liefern. Auf den Seiten von DHL, Hermes, GLS und Co. können registrierte Kund*innen als Adresse eine Packstation, Filiale oder einen Paketshop angeben. Sollten Sie nichts davon umweltschonend erreichen, können Sie zumindest oft einen konkreten Liefertermin oder einen Abstellort am Haus für Ihr Paket vereinbaren, falls Sie nicht da sind.
Zehn Tipps für Einkäufe im Netz
- Kaufen Sie nichts online, was Sie auch in Ihrer Nähe bekommen.
- Bündeln Sie Ihre Aufträge und bestellen Sie bei möglichst wenigen verschiedenen Händlern.
- Nutzen Sie, wenn möglich, regionale Lieferdienste.
- Lassen Sie Ihr Paket direkt an Paketstationen oder Paketshops liefern. Muss das Paket doch an die Haustür gebracht werden, vermeiden Sie vergebliche Lieferversuche durch Terminabsprachen oder Anwesenheit.
- Kaufen Sie Waren, die Sie anprobieren müssen (wie Schuhe oder Hosen), nur im Laden, um Rücksendungen zu vermeiden.
- Umweltschädlich und unfair ist es, im Laden zu probieren und im Web zu ordern.
- Verteilen Sie Einkäufe nicht wegen minimaler Preisvorteile auf mehrere Anbieter.
- Achtung bei Onlineportalen: Sie bestellen oft nur scheinbar bei einem Händler. Tatsächlich kommen die Waren gerne auch mal direkt aus Fernost oder Übersee.
- Geben Sie Lieferdiensten mit Pfandkisten oder Recyclingkartons den Vorzug. Besonders die Lieferung von frischen oder gekühlten Lebensmitteln sind oft mit einer großen Menge an Verpackungsmaterial verbunden.
- Bilden Sie Einkaufsgemeinschaften und bestellen Sie gebündelt.