FLOW-Projekt an der Schelpe in Höxter

30. Juni 2023 | BUND, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz, Umweltgifte

Citizen Science-Projekt FLOW: Fließgewässer erforschen - gemeinsam Wissen schaffen.

Teilnehmer*innen am FLOW-Aktionstag Teilnehmer*innen am FLOW-Aktionstag an der Schelpe in Höxter  (BUND Höxter)

Am Samstag, den 03.06.2023 hat unsere große Aktion an der Schelpe stattgefunden. Nach intensiver Schulung im Januar und Februar durch das FLOW-Team aus Leipzig, erst online, dann an einem Präsenztag im März in Kassel für das Orga-Team Stefanie Reuter, Dr. Beate Storkebaum und Hanns-Dieter Mitzka wurden auch die Teilnehmer*innen Anfang Mai in einer Abendveranstaltung informiert und geschult.

Die Gruppe war sehr gemischt aufgestellt, 7 Schüler*innen vom KWG Höxter aus der 10. und 11. Jahrgangsstufe, dazu eine Biologie-Lehrerin und zwei ehemalige Biologielehrerinnen, einige aktive Mitglieder der BUND-Kreisgruppe Höxter, ein Aktiver vom Fischereiverein, dazu weitere interessierte Erwachsene, die alle das Interesse an der Natur und am Bach verbunden hat. Ab mittags half uns ein Experte bei der Feinbestimmung der Gewässertierchen (Makrozoobenthos).

Am Aktionstag selbst haben wir zuerst den Abschnitt von 100 m an der Schelpe am Ortsausgang von Höxter, unterhalb der Brücke der Straße Lange Wiese Richtung Brenkhausen von beiden Seiten in Kleingruppen angeschaut und die allgemeine Gewässerstruktur analysiert. Dabei wurde insbesondere das Bachbett betrachtet (Substratkartierung) und eine prozentuale Aufteilung der verschiedenen Materialien notiert. Im nächsten Schritt wurden insgesamt nacheinander 20 Proben durch das sogenannte Kick-Sampling mit Hilfe eines standardisierten Keschers und zehn mal Treten vor der Öffnung des Keschers eingesammelt. Das war recht anspruchsvoll und erforderte auch den Einsatz von einem Teilnehmer mit Wathose. An den meisten Stellen waren allerdings Gummistiefel ausreichend. Immer nur zwei Teilnehmer waren im Bach, andere haben vom Ufer aus den Überblick über die Stellen und das Protokoll behalten und dirigiert. Die ersten Proben konnten vom Biologie-Team dann gesiebt und sortiert werden.

In dieser Zeit konnte das Chemie-Team schon mit den Wasseranalysen beginnen. Chemisch-physikalische Messungen beinhalteten die Temperatur, die Fließgeschwindigkeit, die Ionenleitfähigkeit, den pH-Wert, die Sauerstoffsättigung mit Hilfe eines chemischen Analyse- Sets, den Gehalt von Ammonium, Nitrit, Phosphat und Nitrat. Die Ergebnisse ergaben ein gemischtes Bild, einige Parameter entsprachen durchaus der Güteklasse I sehr gut (Temperatur, pH-Wert, Ammonium, Nitrit und Phosphat), die Ionenleitfähigkeit war allerdings deutlich erhöht im Bereich von „kritisch belastet“ = unbefriedigend, Güteklasse IV. Nitrat war im Bereich Güteklasse 3 (mäßig belastet) als Hinweis auf weiter zurückliegende Belastung mit Abwasser, Dünger oder Gülle. Die Ergebnisse wurden später noch ergänzt mit weiteren Messungen an 4 anderen Tagen zwischen April und Ende Juni.

Eine Dreiergruppe beschäftigte sich im Detail mit der Gewässerstrukturgüte und bewertete den Bachverlauf, die Sohle, die Substrate, die Uferbepflanzung genau nach Protokoll. Nach genauer Auswertung in den Tabellen ergab sich hier eine Strukturgüteklasse von 2. Am Ende haben alle weiter beim Sortieren des Makrozoobenthos geholfen. Die Arten wurden mit Hilfe von Lupen und Binokularen der Schule bis auf Familienebene bestimmt, gezählt und die Anzahl in den Taxa-Listen festgehalten. Diese Ergebnisse, insbesondere die Bewertung durch den sogenannten SPEAR-Index (Species at risk) stehen noch aus. Von jeder Art wurden auch Fotos gemacht. Die Ergebnisse werden durch das FLOW-Projekt-Team im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig überprüft.

Der Tag hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht, mit viel Eifer wurden die Aufgaben gemeinschaftlich bearbeitet und bewältigt und damit wurden zwei Ziele des FLOW-Projekts bereits erreicht: Menschen für das Leben im Bach zu sensibilisieren und auf Laienebene Wissenschaft zu betreiben - Citizen Science.

Mehr Informationen: FLOW-Projekt an der Schelpe in Höxter.

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