Die Kreuzotter ist das "Reptil des Jahres 2024"

19. November 2023 | BUND, Lebensräume, Moore, Naturschutz, Wälder

Die giftige Kreuzotter wird oft mit der harmlosen Schlingnatter verwechselt.

Männliche Kreuzotter in Lauerstellung Männliche Kreuzotter in Lauerstellung  (Benny Trapp / DGHT)

Vor 120 Jahren wurden noch Fangprämien ausgesetzt und zehntausende dieser Giftschlangen jährlich erschlagen, sogar ein Kreuzotter-vertilgungsverein wurde gegründet. Heute gilt das Reptil des Jahres 2024 in Deutschland als „stark gefährdet“, und die Art benötigt unseren besonderen Schutz.

Mit der Wahl der seltenen Kreuzotter (Vipera berus) rückt die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) eine Schlange der Superlative in den Fokus. Die lebendgebärende Art hat das weltweit größte Verbreitungsgebiet aller Schlangen und besiedelt in mehreren Unterarten ein riesiges Gesamtareal in Europa und Asien. Es reicht von England bis zur russischen Insel Sachalin, und als einzige Schlange ist die Kreuzotter auch jenseits des Polarkreises noch anzutreffen. Die kälteliebende Art gilt daher auch als eine Verliererin des Klimawandels.

Neben der vom Aussterben bedrohten Aspisviper im Südschwarzwald ist die Kreuzotter die einzige Giftschlange Deutschlands. Bissunfälle kommen bei uns nur sehr selten vor, und auch nur, wenn die Viper sich angegriffen fühlt. Die Bisse können schmerzhaft sein und zu lokalen Symptomen wie Schwellungen führen, sind für gesunde Menschen aber kaum gefährlich oder gar tödlich. Dennoch ist es wichtig, den Biss einer Kreuzotter ernst zu nehmen, die Ruhe zu bewahren und gegebenenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Doch heute treffen Menschen kaum mehr auf diese wunderschöne und sehr variabel gezeichnete Schlange. Die bis zu 90 cm langen Weibchen sind meist in den unterschiedlichsten Brauntönen gefärbt, von hellbraun über beige bis olivbraun, während die mit 60 cm etwas kleineren Männchen eher hell- bis silbergrau sind. Auch kupferrote Tiere oder Schwärzlinge, sogenannte „Höllenottern“, treten regelmäßig auf.

Charakteristisch für die Kreuzotter sind das unterschiedlich ausgeprägte, meist scharf von der Körperfärbung abgegrenzte Zickzackband auf dem Rücken und die senkrecht stehenden Pupillen, die bei unseren ungiftigen Nattern stets rund sind - auch bei der harmlosen Schlingnatter, die oft mit der Kreuzotter verwechselt wird.

Die Kreuzotter ist vor allem tagaktiv und besiedelt strukturreiche Heide- und Moorgebiete, Waldränder und Lichtungen. In Deutschland befindet sich die Viper seit Jahrzehnten stark im Rückgang und kommt heute nur noch sehr zerstreut vor; größere Bestände finden sich insbesondere im Norddeutschen Tiefland, in den östlichen Mittelgebirgen und in Teilen Süddeutschlands wie den Alpen, dem Schwarzwald oder Bayrischen Wald.

Da die stark gefährdete Kreuzotter unseren Schutz mehr denn je benötigt, rückt die DGHT gemeinsam mit ihren Partnern - wie die Stuttgarter Wilhelma - diese seltene Art 2024 in den Fokus der Öffentlichkeit. Um ihre Bestände zu sichern, sind Schutzmaßnahmen wichtig, die in erster Linie auf die Erhaltung und Optimierung der noch vorhandenen, manchmal nur kleinräumigen Lebensräume abzielen, zum Beispiel durch die Anlage von Steinriegeln als Unterschlupf und Winterquartier. Aber auch Aufklärungsarbeit, die Vernetzung von Lebensräumen und Bestandsstützungen durch Neu- oder Wiederansiedlung von in Zoos und Freilandterrarien gezüchteten Tieren zählen zu den wichtigen Maßnahmen.

Seit 2006 gibt die AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT im Wechsel ein Reptil beziehungsweise einen Lurch des Jahres bekannt. Mit dieser Wahl soll auf die Gefährdung der einheimischen Kriechtiere hingewiesen und für deren Schutz geworben werden. 

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