Die Arbeitskreise Heimische Orchideen (AHO) der Bundesrepublik Deutschland haben das "Kriechende Netzblatt" (Goodyera repens) zur Orchidee des Jahres 2021 gekürt, um auf die vielfältigen Gefährdungsursachen dieser Art aufmerksam zu machen. Die Art kommt zum Beispiel am Bielenberg in der Stadt Höxter vor.
Ihren Namen erhielt Goodyera repens von dem im 17. Jahrhundert lebenden Botaniker John Goodyer. Der Artname repens stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „kriechend“. Er bezieht sich auf den im Moos kriechenden Wurzelstock (Rhizom). Einige Orchideen zeichnen sich durch attraktiv gezeichnete, vielfach auffällige und farbnervige Blätter aus, so dass sie umgangssprachlich als „Juwelen-Orchideen“ bezeichnet werden, da sie eher durch prächtiges Blattwerk als durch spektakuläre Blüten glänzen. Das zierliche Kriechende Netzblatt gehört dazu.
Während die meisten heimischen Orchideen knollenbildend sind, gedeiht das Kriechende Netzblatt als Staude mit wurmähnlichem, lang gestrecktem, filzigen Wurzelstock. Die Fähigkeit, Ausläufer und damit neue Pflanzen zu bilden, ermöglicht eine vegetative Vermehrung, die für diese Art mindestens ebenso wichtig ist wie die Vermehrung durch Samen. Das Kriechende Netzblatt blüht bei uns je nach Witterungsverhältnissen von Mitte Juni bis Mitte August. Die nur zirka acht Millimeter großen, weißen oder hell cremefarbenen Blüten sind fein, aber dicht behaart. Die feine Struktur der Blütenblätter entsteht durch winzige Drüsenhaare auf deren Außenseite. Vor allem im Winter und im Vorfrühling lohnt es sich, nach dem Kriechenden Netzblatt zu suchen, denn die grünen Blattrosetten fallen sofort auf, weil sie sich vom Graubraun der umgebenden, abgestorbenen Vegetation gut abheben. Goodyera repens ist die einzige immergrüne heimische Orchidee.