Alleen und Straßenbaum-Reihen werden wegen ihres schönen Aussehens, weil sie Schatten spenden, ökologisch wertvoll sind und die Landschaft gliedern, geliebt.
Der Trend zur baumgesäumten Straße ist bereits mehr als 200 Jahre alt. Das systematische Pflanzen von Alleen entlang der Straßen begann in Deutschland Endes des 18. Jahrhunderts vor allem in Preußen. Neue Chausseen wurden damals mit Bäumen bepflanzt, die etwa einen Meter links und rechts versetzt im Abstand von zehn Metern neben der Fahrbahn standen. Zunächst waren es oft Pappeln, später vor allem Eichen, Linden und Ulmen.
20 000 Kilometer Alleen in Deutschland
Die Bäume waren Leitpfosten, damit man auch im Winter die Straße gut sehen konnte. Bei den wassergebundenen Fahrbahndecken aus Lehm hat zudem die Beschattung eine wichtige Rolle gespielt - um übermäßige Staubentwicklung zu verhindern sowie Menschen und Zugtieren Schatten zu spenden.
Nach aktuellen Untersuchungen gibt es rund 20 000 Kilometer Alleen in Deutschland - mit Schwerpunkten in der Nordhälfte und vor allem im Osten. Durch Teile des Landes führt die ausgeschilderte Deutsche Alleenstraße, die auch durch Höxter und das Kreisgebiet führt. Zudem gibt es rund 70 000 Kilometer einseitige Baumreihen. Eine These ist, dass viele Baumreihen früher Alleen gewesen sind. Beim Straßenausbau ist dann oft eine Allee-Baumreihe gefällt worden. Die Linde ist der dominierende Alleebaum. Auch Ahorn ist stark vertreten.
Nachpflanzen trotz Hinderissen
Beim Nachpflanzen von Alleebäumen gibt es oft Hindernisse. Die ESAB-Richtlinie für Bundes- und Landesstraßen zum Schutz vor Aufprall an Bäumen ist mancherorts ein Problem, weil mehrere Meter Abstand zur Straße eingehalten werden sollen. Dort ist aber oft Ackerland, das die Bauern nicht zur Verfügung stellen wollen. Deshalb wird kaum noch nachgepflanzt.
BUND kürt Allee des Jahres
Der BUND setzt sich besonders für den Erhalt von Alleen ein. Einmal im Jahr wird die "Allee des Jahres" gekürt. Trotzdem ist der Bestand in Deutschland in den vergangenen Jahren zurückgegangen. 2006 sind es noch 27 500 Kilometer gewesen. Das dichteste Alleennetz findet sich heute in Brandenburg- und Mecklenburg-Vorpommern. Besonders selten sind sie in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland.
Die ESAB-Richtlinie sollte eigentlich kein Hindernis für Nachpflanzungen in der bestehenden Baumreihe sein. Das ist nach einem Rundschreiben des Bundesverkehrsministers aus dem Jahr 2017 erlaubt. Von dieser Möglichkeit macht aber kaum eine Straßenbauverwaltung Gebrauch - leider. Für den starken Rückgang von neuen Anpflanzungen und die Zunahme von Fällungen ist also auch die Richtlinie (RPS 2009) für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme (etwa Leitplanken) verantwortlich.
Straßenbäume benötigen besonderen Schutz
Dabei ist der Schutz der Alleen sogar im Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben. Einzig in Mecklenburg-Vorpommern sind Alleen in der Landesverfassung geschützt. Der BUND fordert ein Umdenken in der Verkehrssicherheit: Vorsicht und Verantwortung des Einzelnen müssen mehr in den Vordergrund rücken.
Der BUND fordert auch mehr Baumartenvielfalt in Alleen. Nur so können wir beispielsweise einen Totalausfall in bestimmten Straßenabschnitten verhindern und den Befallsdruck mit Schädlingen einschränken. Straßenbäume haben oft schwierige Bedingungen. Stichworte sind Schnittmaßnahmen in der Krone, Schäden durch Unfälle, Arbeiten im Wurzelbereich, Auftausalz im Winter, Schädlinge und Krankheiten sowie immer längere Trockenperioden. Das erschwert das Gedeihen von Neuanpflanzungen, und selbst alte Baumbestände finden kaum noch Grundwasser.
Alleen-Kataster in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen werden Alleen in einem landesweiten Alleen-Kataster durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) des Landes Nordrhein-Westfalen erfasst. Diese stehen in NRW unter dem Schutz durch den § 41 des Landesnaturschutzgesetzes (LNatSchG NRW). Im Kreisgebiet von Höxter wurden bisher 83 Alleen im Alleen-Kataster erfasst: Zum Alleen-Kataster.