FLOW-Aktionstag an der Schelpe in Höxter
(Michael Koch)
Am Freitag, den 08.09.2023 traf sich die bunt gemischte Projektgruppe ein letztes Mal im Lion-Restaurant in Höxter, um die Ergebnisse des Citizen Science-Projekt FLOW zu sichten und zu diskutieren. Das Projekt ist eine Initiative des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig zusammen mit mehreren Kooperationspartnern, unter anderem dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Im Sinne von Citizen Science (Bürgerforschung) wurden über einen Zeitraum von drei Jahren deutschlandweit an über 80 Orten mit interessierten Menschen an kleinen Fließgewässern Gewässeruntersuchungen nach strukturierten Protokollen durchgeführt. Es wurde die ökologische Qualität des Baches in Hinblick auf chemisch-physikalische Eigenschaften, der Strukturgüte und der biologischen Untersuchung (Makrozoobenthos und Ermittlung des sogenannten SPEAR-Index) überprüft.
Die BUND-Kreisgruppe Höxter hat in diesem Jahr erstmalig daran teilgenommen und nach gründlicher Schulung der Gruppenleitung eine Projektgruppe aus interessierten Bürger*innen, dem Fischereiverein Höxter und sechs Schüler*innen der 10. Und 11. Klasse mit ihrer Biologie-Lehrerin vom König-Wilhelm-Gymnasium Höxter zusammengestellt. Nach einem intensiven Vorbereitungsabend im Mai fand der Gewässeraktionstag am Samstag, den 03.06.2023 mit 21 Teilnehmer*innen bei schönstem Wetter am Schelpeufer zwischen Höxter und Brenkhausen statt. Mit sehr viel Engagement wurde ein 100 m langer Abschnitt der Schelpe zunächst bezüglich der Substrate im Bachbett kartiert und dann 20 repräsentative Kescherproben durch „Kick-Sampling“ im Bachbett genommen. Anschließend wurden die Proben durch die Gruppenmitglieder gesichtet und die Kleinstlebewesen in kleineren Schalen nach Familien sortiert und Mithilfe von Binokularen, Lupen und Bestimmungshilfen bis auf die Familienebene bestimmt. Unterstützt wurde die Bestimmung durch einen sachkundigen Vertreter der Technischen Hochschule OWL. Parallel zu der biologischen Arbeit untersuchte ein Dreier-Team am Vormittag die chemisch-physikalischen Eigenschaften mit Hilfe von verschiedenen Messgeräten, sowie einem Wasseranalyse-Koffer. Die dritte Untergruppe fertigte eine Strukturgütekartierung nach vorgegebenem Protokoll an. Alle waren mit viel Spaß, Teamgeist, Genauigkeit und Ausdauer am Werk.
Die Ergebnisse wurden an das FLOW-Projekt in Leipzig weitergeleitet. Die im September präsentierten Ergebnisse zeigen, dass die Gewässerstrukturgüte der Schelpe an dieser Stelle insgesamt Klasse 2 gleichbedeutend mit gut und gering verändert ist. Ein Mangel ist trotz der guten Bewertung in dem Fehlen eines ausreichend breiten Gewässerrandstreifen festzustellen. Die chemisch-physikalischen Parameter Temperatur, Nitrit, Ammonium und Sauerstoffsättigung wurden als sehr gut bewertet, der pH-Wert von 8,2 im Mittelwert von Analysen an fünf unterschiedlichen Tagen (April bis Juni) als gut bewertet, Nitrat und Ionenleitfähigkeit waren nur mäßig, aber leider war der Phosphatgehalt an einem Tag Ende Juni als schlecht, an einem anderen Tag im Mai als unbefriedigend und im Mittelwert ebenfalls als schlecht bewertet worden. Phosphat kann ein Hinweis auf Belastung mit Abwasser oder anorganischen Düngemitteln sein.
Die Zählung der kleinen Lebewesen (Makrozoobenthos) identifizierte Tiere aus 22 Familien, vom Bachflohkrebs über Eintagsfliegenlarven, Köcherfliegenlarven, als auch Kriebelmückenlarven, Strudelwurm, Muscheln, Schnecken und Käferlarven. Besonders erfreulich war der Nachweis eines Jungfisches der Mühlkoppe (Cottus gobio), der zeigt, dass die Art das Trockenfallen der Schelpe im November letzten Jahres überlebt hat. Die Art stellt große Ansprüche an die Wasserqualität, benötigt eine hohe Sauerstoffkonzentration und niedrige Wassertemperaturen. Die Mühlkoppe ist nach Bundesnaturschutzgesetz und nach der europäischen FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Anhang II) geschützt. Die genaue Auswertung des Makrozoobenthos durch das FLOW-Projektteam in Leipzig anhand der Fotodokumentation steht noch aus. Eine Software berechnet über die gefundenen Tierfamilien den SPEAR-Index (SPEcies At Risk), der für diesen Abschnitt der Schelpe 0,691 entsprechend der Güteklasse 2 (gut) betrug.
Zusammenfassend hat die Schelpe an der Probestelle einen guten Zustand, allerdings ist durchaus Verbesserungspotential vorhanden. Die Teilnehmer*innen haben alle einen schönen Tag am Wasser erlebt und viele persönliche Erkenntnisse gewonnen, was auch eines der Ziele des FLOW-Projekts war. Wenn im nächsten Jahr ein Folgeprojekt vom UFZ gestartet wird, dann möchte die BUND-Kreisgruppe Höxter wieder daran teilnehmen und wird dann erneut zur Teilnahme aufrufen. Ende September 2023 findet die FLOW-Konferenz in Leipzig statt, wo Delegierte aus den deutschlandweiten FLOW-Gruppen Ergebnisse zusammentragen und diskutieren werden.
Mehr Informationen
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FLOW: Fließgewässer erforschen, gemeinsam Wissen schaffen und Gewässer schützen.