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Das Braunkehlchen ist der "Vogel des Jahres 2023"

02. November 2022 | BUND, Bäume, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz, Streuobstwiesen

Das Braunkehlchen steht In fast allen Ländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Braunkehlchen, female Das Braunkehlchen ist der Vogel des Jahres 2023  (Marek Szczepanek / wikimedia.commons / CC BY-SA 3.0)

Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ist ein Zugvogel, der im Frühjahr und Herbst auch im Kreisgebiet immer wieder mal beobachtet wird.

Das Braunkehlchen gilt als Charaktervogel offener Wiesen- und Weidelandschaften. Es benötigt nicht nur ein gutes Insektenangebot, sondern auch genügend Sitzwarten wie zum Beispiel abgestorbene, höhere Stauden aus dem Vorjahr. Neben Wiesen, die während der Brutzeit nicht bewirtschaftet werden, müssen also auch Raine und Brachestreifen mit solchen Sitzwarten vorhanden sein.

Erkennungsmerkmal - weißer Streifen über dem Auge

Mit etwa dreizehn Zentimetern gehören Braunkehlchen zu den kleineren Vogelarten. Sie stehen in enger Verwandtschaft mit den Schwarz- und den bekannteren Rotkehlchen. Sie gehören zur Familie der Fliegenschnäpper. Ihre Brust ist creme- und orangebraun, der Rücken braun-schwarz gefleckt. Ihr Erkennungszeichen ist der helle Längsstreifen über dem Auge. Bei den Männchen ist dieser leuchtender.

Lebensweise: Langstreckenflieger und Bodenbrüter

Das Braunkehlchen ist ein Zugvogel, der im April zum Brüten nach Europa zurückkehrt. Zunächst kommen die Männchen an. Auf der Suche nach ihrem Revier durchstreifen sie strukturreiche Gebiete mit Bäumen, Sträuchern und Weidezäunen. Die Weibchen folgen etwa vier Tage später. Dann steigert sich auch die Rivalität unter den Artgenossen. Als Wiesenbrüter baut das Braunkehlchen sein Nest am liebsten am Boden, gut schützt vor Sträuchern und Stauden. Das Weibchen legt von April bis Juni meist fünf bis sechs grünlich-blaue Eier. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Jungen.

Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Würmer. Im Herbst fressen sie auch Beeren. Der kleine Vogel hüpft gerne in schnellen Sprüngen über den Boden; vor dem Aufliegen knickst er kurz ab. Sein Gesang besteht aus kurzen, abrupten „wü-teck-teck“-Lauten.

Ab August fliegen die kleinen Vögel wieder die lange Strecke zurück in ihre Winterquartiere südlich der Sahara in Afrika. Sie fliegen vor allem nachts, tags ruhen sie sich aus.

Vorkommen und Gefährdung

Das Braunkehlchen fühlt sich am wohlsten in offenen Landschaften mit Gebüschen, verbuschten Wiesen, Schilf- und Feuchtwiesen. Es mag artenreiche Streuobstwiesen, Heide- und Moorgebiete. In Nordrhein-Westfalen sind die Bestände seit den 1960er-Jahren stark rückläufig. Restvorkommen gibt es unter anderem im Kreis Siegen-Wittgenstein und im Hochsauerlandkreis.

Der Gesamtbestand wird nach Angaben des LANUV auf unter 100 Brutpaare (2015) geschätzt. Der Grund ist der Verlust des Lebensraums beispielsweise durch Umwandlung ursprünglicher Flächen in monotones Ackerland oder in Nadelwälder. Auch Entwässerung, zu viel Düngung und starker Pestizideinsatz machen den Vögeln zu schaffen. Durch zu häufiges Mähen und Mähen zum falschen Zeitpunkt werden die Nester zerstört. 

BUND-Forderungen

  • Der BUND fordert die zügige Umsetzung des Biotopverbunds. Durch den Erhalt, die Neuanlage und die Vernetzung artenreicher Blumenwiesen können auch Wiesenbrüter wieder gute Lebensbedingungen vorfinden.
  • Auf allen politischen Ebenen setzt sich der BUND für eine deutliche Reduzierung des Pestizideinsatzes ein, um das Insektensterben aufzuhalten und damit die Nahrungsgrundlage für insektenfressende Tiere zu bewahren.
  • Der BUND fordert die extensive Grünlandnutzung, denn so entstehen wieder wertvolle Lebensräume für die vielen Arten des Offenlands. 
  • Der BUND setzt sich für die Wiedervernässung von Feuchtgebieten und Mooren ein. Denn sie sind sehr artenreich und bieten vielen Insekten und anderen spezialisierten Arten Lebensraum. Moore tragen zum Klimaschutz bei. Braunkehlchen nutzen Feuchtwiesen und Vernässungsbereiche gerne als Brutstätte.
  • Der BUND setzt sich außerdem für die Anpassung der Mahd außerhalb der Brutzeit ein. Denn Wiesenbrüter nehmen nur ungenutzte Wiesenstücke zur Fortpflanzung an. Sie brauchen hohes Gras, um sich vor Feinden tarnen zu können. Bei einer Mahd zur falschen Zeit werden die Elterntiere verscheucht und die Jungvögel getötet.

Beobachtungstipp

Ein Braunkehlchen zu entdecken, ist nicht so einfach. Sie sind sehr selten geworden. Die größten Chancen gibt es von April bis September in Feuchtgebieten und Mooren. Auch offene Landschaften mit extensiven Wiesen, Brachen oder Streuobstwiesen mit Zaunpfählen oder hohen Stauden sind gute Standorte. 

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